FAZIT: Was mache ich bei einer Schleimbeutelentzündung
1. Definition einer Schleimbeutelentzündung
Die Schleimbeutelentzündung (bursitis) ist eine (manchmal äußerst) schmerzhafte Entzündung eines (oder mehrerer) Schleimbeutel (bursa). Schleimbeutel gibt es an vielen Stellen im Körper, zum Beispiel in Gelenken, aber auch an Stellen, an denen Haut, Muskeln, Bänder oder Sehnen direkt über einem Knochenvorsprung liegen. Schleimbeutel liegen also immer zwischen einer festen Oberfläche und einer weicheren Struktur. Am häufigsten tritt dieses Phänomen an Großgelenken wie Ellenbogen, Schulter, Knie oder Hüfte auf, die großen Belastungen ausgesetzt sind. Schleimbeutel sind membranöse Gewebestrukturen, die mit einer leicht gelblichen Flüssigkeit gefüllt sind. Sie üben in diesen Bereichen insofern eine Schutz- und Pufferfunktion aus, als sie zwischen mechanisch belasteten Körperteilen eine Gleitschicht bilden. An der Schulter, der in meinem blog das Hauptaugenmerk gilt, gibt es im wesentlichen vier Schleimbeutel. Das sind zum einen jener zwischen Oberarmkopf und Schulterdach (bursitis subacromialis), dann jener unter dem großen Schultermuskel (b. subdeltoidea), jener unter dem Rabenschnabelfortsatz (b. subcoracoidal) und der Schleimbeutel vor dem Unterschulterblattmuskel (b. subscapularis).
Wird nun ein Schleimbeutel (dauerhaft) zu stark mechanisch beansprucht füllt er sich mit mehr Flüssigkeit und dehnt sich aus. Dabei kann er sich einerseits zwischen zwei Strukturen einklemmen oder/und sich andererseits in einer zur Hautoberfläche hin sichtbare Schwellung zeigen. In beiden Fällen entsteht durch das Zusammendrücken dieses reichlich innervierten Gewebes (intensive) Schmerzen. Da speziell in der Schulter die Schleimbeutel nahe bei einander liegen, kann es hier – wie bei mir – zu einer Kaskade von Entzündungen kommen. Dies kann sogar soweit führen, dass sich benachbarte Sehnenstrukturen ebenfalls entzünden.
2. Wie entsteht eine Schleimbeutelentzündung?
In der überwiegenden Zahl der Fälle finden wir, wie zuvor schon erwähnt, in mechanischer Überlastung den Auslöser für die Entzündung. So können intensive Belastungen der jeweiligen Gliedmaße (Schulter, Arm) beim Arbeiten oder beim Sport insbesondere Tätigkeiten in und über Schulterhöhe eine entsprechende Schleimbeutelentzündung auslösen.
Die eigentliche Ursache für eine Schleimbeutelentzündung insbesondere für jene Phänomene rund um das Schultergelenk liegt meistens in der Vorschädigung oder Beeinträchtigung von tieferen Strukturen. Vor allem Risse in der Rotatorenmanschette oder in der Gelenkslippe sowie Ankalkungen der Supraspinatussehne oder eines Schleimbeutelteiles können zu Irritationen im Schultergelenk führen. Dies kann zu Phänomenen wie Impingementsyndromen oder sogar zur Schultersteife führen. In beiden Fällen ist durch die mechanische Irritationn des schmalen Spaltes zwischen Oberarmkopf und Schulterdach eine Entzündung der umgebenden Weichteilstrukturen wahrscheinlich und eine bursitis subacromialis naheliegend.
Neben mechanischen Ursachen können rheumatische Erkrankungen zur Entzündung von Schleimbeuteln an der beitragen oder auch die alleinige Ursache dafür sein.
3. Was sind die begleitenden Symptome einer Schleimbeutelentzündung an der Schulter?
Stechende Schmerzen in der Schulter sind das Hauptproblem für die Betroffenen. Dadurch, dass die prall gefüllten Schleimbeutel beim Heben des Armes gequetscht werden, ist das Anheben aufgrund des begleitenden Schmerzes entweder nur eingeschränkt oder meistens sogar gar nicht mehr möglich. Oftmals – wie auch bei mir – ist es sogar unmöglich, alleine ein T-Shirt an- oder auszuziehen. Manchmal ist sogar in Ruhe der Schmerz so groß, dass ein Schmerzmittel angesagt ist. Schlafen ist teilweise ohne Mittel zur Schmerzlinderung nicht mehr möglich. Mediziner unterscheiden zwischen akuter und chronischer Schleimbeutelentzündung, wobei sich im akuten Stadium einer Bursitis Entzündung und einhergehende Schmerzen oft innerhalb weniger Stunden entwickeln und sind bald so stark sind, dass man ärztliche Hilfe braucht.
Im Gegensatz dazu tritt eine chronische Schleimbeutelentzündung immer wieder auf und dauert längere Zeit über an. Dabei sind die begleitenden Schmerzen meistens nicht so stark wie im akuten Stadium.
4. Wie stellt man eine Schleimbeutelentzündung an der Schulter fest (Diagnostik)?
Es gibt eine Reihe klinischer Schulteruntersuchungstests, die eine Schleimbeutelentzündung nahelegen. Sie sind für den Arzt hilfreich und wichtig jedoch nicht spezifisch aussagekräftig als daß sie alleine zur Untersuchung ausreichen würden.
Ein wichtiges Verfahren zur Darstellung eines entzündeten Schleimbeutels an der Schulter ist die Sonographie / Ultraschalluntersuchung der Schulter. Die Schultersonographie kann auch z.B. begleitende Kalkdepots oder Risse in der Rotatorenmanschette aufdecken. Begleitend dazu findet meistens ein herkömmliches Röntgen statt, um knöcherne Strukturen wie Osteophyten (Anwüchse, die eventuell in Impingement verursachen) sowie Kalkstrukturen an Sehnen und Schleimbeuteln zu erbildlichen.
Ein weiteres Verfahren, welches die entzündeten Schleimbeutel der Schulter sehr gut darstellen kann, ist Magnetresonanztomografie (MRT) der Schulter. Sie ist aber nicht das Mittel der ersten Wahl, sondern kommt erst in zweiter Linie zur Anwendung.
5. Wie behandelt man eine Schleimbeutelentzündung an der Schulter (Therapie)?
Die weit überwiegende Mehrzahl der Schleimbeutelentzündungen an der Schulter wird in orthopädischen Praxen und Hausarztpraxen mittels Massnahmen wie Entzündungshemmern / Verordnung von Medikamenten und Schonung sowie kühlen behandelt. In besonders schmerzhaften oder hartnäckigen Fällen ist es sehr effektiv eine Spritze direkt in den Schleimbeutel / an die Schulter zu verabreichen, welche meistens ein örtliches Betäubungsmittel und Kortison enthält.
Begleitend können physikalische Therapien, wie Eis, Ultraschall und die Iontophorese eingesetzt werden.
Eine weitere effektive Therapiemöglichkeit stellt die Akupunktur dar.
Wichtig ist vor allem, daß die / der Betroffene Tätigkeiten vermeidet, welche die Schleimbeutelentzündung an der Schulter ausgelöst haben und unterhalten können. Im Einzelfall sind diese Tätigkeiten sehr unterschiedlich. Es handelt sich aber meistens um ein Hantieren mit der betroffenen Schulter / Arm in und über Schulterhöhe.
Versagt die nichtoperative Therapie der Schleimbeutelentzündung an der Schulter, wird der entzündete Schleimbeutel arthroskopisch mittels einer Schlüssellochoperation entfernt. Diese Schulterarthroskopie ist eine sehr effektive Massnahme, um das Problem des entzündeten Schleimbeutels dauerhaft los zu werden. Liegen begleitende Schultererkrankungen wie, z.B. einklemmende Kalkdepots oder Risse in der Rotatorenmanschette vor, werden sie arthroskopisch in gleicher Operation mitbehoben bzw. Engen unter dem Schulterdach beim Impingement durch eine sog. Akromioplastik arthroskopisch beseitigt.
Die alleinige Entfernung eines entzündeten Schulterschleimbeutels durch eine solche OP dauert wenige Minuten und der Arm und Schulter können binnen einiger Tage wieder eingesetzt werden.
6. Wie ist die Prognose einer Schleimbeutelentzündung an der Schulter?
Schleimbeutelentzündungen an der Schulter können sehr hartnäckig und langwierig sein. In fast allen Fällen heilen sie nach mehr oder weniger langer Zeit und entsprechender konservativer / operativer Therapie folgenlos aus und der menschliche Körper bildet im Laufe der Wochen einen neuen Schleimbeutel, der sich – nach beseitigten mechanischen Hindernissen – nicht mehr entzündet.
Dies ist einer der wesentlichen Punkte: Die artikulierenden Stellen der Gelenke müssen einwandfrei (=frei von Hindernissen) mit einander artikulieren (=sich reibungslos bewegen) können.
Wenn die Ursache beispielsweise eines Impingements, also einer Verengung zwischen Schulterdach und Oberarmknochen nicht durch konsequentes spezifisches (Schulter)Training und /oder eine Arthroskopie mit Abschaben der (knöchernen) Einengung beseitigt wurde, wird schon nach einiger Zeit kontinuierlicher Belastung wieder das Phänomen eines entzündeten Schleimbeutel auftreten!
7. Wie wird eine Schleimbeutelentzündung an der Schulter nachbehandelt (Rehabilitation)?
Wenn ein entzündeter Schleimbeutel arthroskopisch entfernt werden musste, wird unmittelbar nach der Schulterarthroskopie gekühlt und mit den üblichen Schmerzmitteln in den ersten Tagen behandelt. Der operierte Arm und Schulter dürfen direkt aktiv und frei – beschwerde angepasst – bewegt werden. Verbände werden in den ersten Tagen gewechselt und etwa nach 10 bis 12 Tagen die Hautnahtfäden gezogen.