21. Juni 2018

burnout – überlastet

überlastet

Hab´ mich grausam überlastet – über lange Zeit – und ziemlich heftig,
mein Einsatz war hart, zu hart, viel zu hart und viel zu kräftig!
Um hier zu besteh´n, müsst´ er noch härter, vielfach härter sein!
Ich weiß, ich kann nicht mehr! Warum sag´ ich niemals NEIN?!

Bin völlig erschöpft vom Tragen all der Last,
ausgelaugt von dieser ständigen Hast
die Dinge noch irgendwie zu Recht zu biegen!
Kann ich in dieser Mühle jemals siegen!

Bin am Boden zerstört von steter Hetze nach dem Rechten,
vom Druck, bestehende Urteile noch weiter anzufechten,
vom Kampf gegen aussichtslose Dinge,
die ich nie und nimmer niederringe!

Unheil bricht just in meine Welt herein,
ich kann nicht mehr, bin hier allein!
Bin am Ende meiner Kräfte,
mein Körper – leer, leblose Säfte.

Hab´ mich aufgeopfert für die falschen Ziele,
war die Marionette in diesem trügerischen Spiele,
bei dem ich niemals selbst die Fäden zog
und mich selbst die ganze Zeit belog´!

Wurd´ hier regelrecht im Stich gelassen!
Wofür all mein Tun? – ich kann´s nicht fassen!
Wurde schamlos ausgenutzt,
zum Verbrauch geformt, zurechtgestutzt!

Bin verbraucht, hab´ mich ständig nur belastet,
hielt niemals inne, hab´ nie gerastet;
wollte immer nur mein Bestes geben
und vergaß dabei komplett „zu leben“!

Mag mich nicht mehr in den Spiegel schau´n;
und tu´ ich es, kommt mir das Grau´n
vor all der Schmach, die ich mir angetan,
während all der Zeit – von Anfang an!

Hab´ nächtelang kein Auge zugetan,
habe Angst, ich könnte diesen Wahn
am Ende gar nicht mehr verlassen
und nie mehr Fuß im Leben fassen.

Schlafen? – Schlafen kann ich schon lang´ nicht mehr,
von überall kommen ständig neue Sorgen her;
weiß nicht, was ich noch alles machen soll,
ich bin so leer, mein Maß ist voll.

Kann diesen Druck nicht mehr ertragen,
jeder Augenblick, er lässt mich fragen:
„Welch´ Pein! Wie lang´ ertrag´ ich diesen Schmerz?
Wie lange noch? Wie lange schlägt mein Herz?“

Seh´ mich schon hier am Boden kriechen,
jämmerlich aus meinem Leben siechen!
Ich seh´ mich IHM entgegen winden!
Wenn er mich hat, wer wird mich finden?

Jeder Atemzug – unendlich schwer,
durch meine Stirn dringt kalter Schweiß, mehr und immer mehr,
benetzt in Strömen mein Gesicht,
trübt allmählich meine Augen, nimmt mir Licht!

Kann fast nicht atmen, zugeschnürt der Hals, die Brust ist eng,
just ein Schmerz in der Brust – zuerst leicht, dann streng;
mein Herz rast laut, rast immer schneller;
jeder Laut im Ohr lärmt immer greller!

Plötzlich wird mir furchtbar heiß,
mir stockt der Atem, stockt der Schweiß,
Alles beginnt sich rasch in mir zu dreh´n,
ein Stechen im Herz, kann fast nichts mehr seh´n!
War´s das?
War das schon mein ganzes Leben?

Schon im Fallen – kann ich noch diesen Tisch ergreifen,
meinen Körper zu dieser Lade schleifen
in der meine letzte Hoffnung liegt,
der Funke, der die Übermacht besiegt?!

Jahre hat´s gedauert, doch ich habe SIE besiegt!
Ich weiß nun, wie viel EIN Funke wiegt!
… und es wird immer einen Funken geben,
nach dem es sich lohnt zu streben!

(Christoph Stadler, 27. April 2010 bis 02. Mai 2010;
Wien XVII – Caffè Latte,
Wien XIX – Caffè Blaustern und
Wien IX – Mariannengasse)

Ich schrieb dieses Gedicht, um an mein Burnout anzuknüpfen. Konkret an die Situation, wie ich sie damals im Spätsommer 2007 – kurz umrissen – in Budapest erlebte.

Das Gedicht ist 2014 in meinem Lyrikband Gefühlswelten – Licht und Schatten erschienen.